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© by rettet-die-killerspiele.de.tl
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Das Szenario ist bekannt: Kaum hat ein junger Mensch eine unfassbare Bluttat verübt, sind die Schuldigen wenige Stunden später benannt. Während die Überlebenden und Angehörigen noch unter Schock stehen, sind in den TV-Debatten und Zeitungsberichten schnell die scheinbaren Ursachen für die Amokläufe von Erfurt, Emsdetten und nun Winnenden gefunden - so genannte "Killerspiele". Selbst wenn man derartige Games nicht mehr als Alleinschuldige nennt, tauchen ihre Namen ein ums andere Mal in der Vita der Gewalttäter auf. Auch Tim K. war, wie sich nun herausgestellt hat, ein Fan von Counter-Strike. Kein Spiel ist enger mit dem von Günter Beckstein ins Leben gerufenen Begriff "Killerspiele" verknüpft und gleichzeitig hinsichtlich seiner Inhalte kaum bekannt. Worum geht es in dem Titel eigentlich?
Counter-Strike ist zunächst nicht als Spiel, sondern Modifikation des 1998 erschienenen Ego-Shooters Half-Life veröffentlicht worden. LAN-Parties und das Internet haben zur rasanten Verbreitung des Programms beigetragen und begründen seine auch heute noch ungebrochene Popularität. Zwei Spiel-Varianten sind besonders beliebt: In der ersten muss die Gruppe der "Anti-Terroristen" eine Terroristen-Einheit mit Gewalt daran hindern, eine Bombe zu legen und zu zünden. In der zweiten müssen Geiseln aus der Hand der Terroristen befreit werden - im Prinzip nichts anderes als eine Abwandlung des klassischen "Räuber und Gendarm"-Spiels, die jedoch nicht ohne Waffen vonstatten geht.
Blutig oder Taktik?
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Counter-Strike (Montage: t-online.de) |
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Beiden Seiten steht ein umfangreiches Arsenal zur Verfügung, von der schusssicheren Weste bis zum Maschinengewehr finden sich zahlreiche Items, die - wie auch in anderen Shootern - realistischen Ausrüstungs-Gegenständen klar erkennbar nachempfunden sind. Das erweckt den Eindruck, dass die Runden in Counter-Strike stets auf einen blutigen Kampf hinauslaufen. Dabei wird meist übersehen, dass beide Spiel-Modi gewonnen werden können, ohne einen einzigen Schuss abzugeben. Stattdessen stehen laut Meinung der meisten Spieler Teamplay und taktisches Vorgehen im Vordergrund - wer blindlings nach vorne stürmt, riskiert nicht nur das eigene Ableben, sondern auch die Niederlage des Teams.
Indizierung nicht begründet
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Counter-Strike (Montage: t-online.de) |
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Nachdem Counter-Strike sich innerhalb der Spieler-Gemeinde schnell zu einem Action-Hit gemausert hat, wurde der Titel 2004 auch im regulären Handel veröffentlicht. Die deutsche Version hat eine USK-Freigabe "ab 16 Jahren" erhalten, für ein Indizierungs-Verfahren sah die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) 2002 keine ausreichende Grundlage. Im Wortlaut der Begründung hieß es, dass Counter-Strike "in erheblichem Umfang strategische Vorgehensweisen" anböte und zudem "die Möglichkeit in den Spielergemeinschaften zu kommunizieren" bestünde. Allein in der deutschen Sektion des Spieler-Verbandes "eSports League" (ESL) sind 250.000 Nutzer für verschiedene Varianten des Spiels angemeldet - in so genannten "Clans" treten täglich tausende virtuelle Kämpfer gegeneinander an.
Die Folgen von Medienkonsum
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Counter-Strike (Bild: Valve) |
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Die meisten Counter-Strike-Zocker sehen die Kämpfe nicht kritischer als eine Schneeballschlacht unter Freunden. Das klingt in der Theorie harmlos, wird aber - sobald auf dem Rechner eines Amokläufers wieder einmal Counter-Strike-Dateien gefunden werden - zum Politikum. Die Frage über all dem lautet: Wie wirken sich die Ballerspiele auf die Teilnehmer aus? Die Debatte darüber ist hitzig und wird oft dogmatisch geführt. Indes: eindeutige Forschungsergebnisse gibt es seit Jahren nicht. Stattdessen erscheinen in steter Regelmäßigkeit Studien, die einen Zusammenhang zwischen Gewaltspielen und Gewaltverhalten bewiesen haben wollen, worauf hin wenige Wochen später mit einer Untersuchung zu rechnen ist, die das Gegenteil belegt - die Debatte dreht sich gewissermaßen im Kreis. Denn die Folgen von Medienkonsum - egal ob Film oder Spiel - gelten unter Experten als äußerst komplex.
Vorhandene Tendenzen verstärken
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Counter-Strike (Bild: Valve) |
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Dennoch liegen Politiker, die einen Zusammenhang zwischen Gewalttagen wie dem Amoklauf von Winnenden und Spielen wie Counter-Strike herstellen, nicht vollständig daneben. Denn harmlos ist Counter-Strike trotz nicht erfolgtem Verbots-Verfahren und einer überwiegenden Mehrheit friedlicher Spieler nicht. Die Partien können ohne Schießereien ablaufen, müssen dies aber nicht. Auch das oft gehörte Argument, dass gerade Teamplay und Taktik bei den Kämpfen das reale Töten der Amokläufer zu einem geplanten Akt machen, entbehren nicht jeder Grundlage. Denn Gegner wie Befürworter des Spiels sind sich darin einig, dass gewalthaltige Spiele entsprechende, bereits vorhandene Tendenzen beim Menschen vor dem Bildschirm verstärken können - ob Counter-Strike und Co. jedoch gewalttätiges Verhalten bedingen, wird auch nach der nun wieder aufflammenden Debatte um "Killerspiele" nicht geklärt werden können.
(t-online.de)
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Bei "Meinungen" könnt ihr schreiben,
was ihr vom Verbot der "Killerspiele"
haltet!
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